Veranstalter:
Messe Berlin
Datum der Veranstaltung:
22-25 SEP 2026
InnoTrans Berlin
22-25 SEP 2026

Digitale Stellwerke: Wegbereiter einer neuen Bahnsteuerung

Digitale Stellwerke gelten als Schlüsseltechnologie für die Transformation der Eisenbahninfrastruktur in Deutschland. Die innovativen Steuerungsarchitekturen ermöglichen effizientere Betriebsabläufe.

Während die Steuerung der Weichen und Signale bei Elektronischen Stellwerken (ESTW) über klassische elektrische Schaltungen und oft kilometerlange Kabelverbindungen erfolgt, basiert das DSTW auf einer vollständig digitalen Kommunikationsarchitektur. Steuerungsbefehle werden IP-basiert über Glasfaserkabel an Feldelemente wie Weichen und Signale übertragen. Die Technik ermöglicht eine vollständige Modularisierung, Standardisierung und dezentrale Steuerung. Updates und Anpassungen an Software und Hardware lassen sich ohne tiefgreifende Umbauten durchführen.

Ferndiagnose, Modularität, Personaleffizienz

Die Einführung digitaler Stellwerktechnik bietet zahlreiche technische und organisatorische Vorteile. Durch die Ferndiagnose lassen sich Betriebszustände und Fehlerbilder in Echtzeit analysieren und beheben. Das reduziert die Wartungsintervalle und erhöht die Ausfallsicherheit. Der modulare Aufbau des DSTW erlaubt eine schrittweise Modernisierung bestehender Anlagen und erleichtert die Integration neuer Komponenten. Automatisierte Abläufe und zentralisierte Bedienoberflächen senken den Personalbedarf. Gleichzeitig sorgen moderne Redundanzkonzepte zu einer erhöhten Betriebssicherheit und Ausfallsresistenz, da Ausfälle digitaler Komponenten schnell erkannt und kompensiert werden können.

Innovation und Realisierung

In Deutschland gelten das Digitale Stellwerk Annaberg-Buchholz sowie das Großprojekt Emden–Oldenburg als wegweisende Pilotprojekte. Das DSTW Annaberg-Buchholz nahm 2018 als Europas erstes Digitales Stellwerk den Betrieb auf und markiert den Startpunkt der bundesweiten Umsetzung dieser Technikgeneration. Es steht exemplarisch für die Digitalisierung der Leit- und Sicherungstechnik und dient als Referenz für den schrittweisen Ausbau des Eisenbahnnetzes in Deutschland. Das DSTW Emden–Oldenburg wird auf einer rund 120 Kilometer langen Hauptstrecke umgesetzt. Es gilt als erstes Projekt im Nordwesten, das im umfangreichen Realbetrieb eine zentrale Achse steuert, die für den Personenfernverkehr, aber auch für den stark wachsenden Güterverkehr Richtung Nordseehäfen eine entscheidende Bedeutung spielt. Durch die Digitalisierung werden höhere Zugzahlen, eine dichtere Taktung und eine zuverlässigere Kapazitätsnutzung möglich. An der Realisierung beteiligen sich maßgeblich Siemens Mobility, Alstom, Thales und voestalpine SIGNALING, die Komponenten und Steuerungsarchitekturen für Betrieb und Umsetzung liefern.

Fachkräftemangel und Lieferzeiten

Die Umsetzung Digitaler Stellwerke wird nicht nur durch fehlende Fachkräfte gebremst. Auch langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie Verzögerungen bei der Lieferung technologischer Komponenten verlängern die Projektlaufzeiten.

DSTW Erzgebirge – digitales Vorzeigeprojekt

Das DSTW Erzgebirge in Annaberg-Buchholz steht mit innovativer Cloud-Integration und digitalen Feldelementen exemplarisch für die Leistungsfähigkeit und Flexibilität des DSTW-Ansatzes. Im Erzgebirge wurde zudem erstmals ein „reales Testlabor“ für den digitalen Bahnbetrieb geschaffen, in dem neue Software- und Hardwarelösungen der Hersteller erprobt, Betriebsprozesse simuliert, geschult und kontinuierlich optimiert werden. Das Stellwerk dient somit zugleich als Aus- und Weiterbildungsstandort für Fachkräfte. Seit der Inbetriebnahme im Jahr 2018 konnten Betriebskosten reduziert und die Verfügbarkeit des Netzes nachhaltig erhöht werden. Das Erzgebirgsprojekt gilt daher nicht nur als technischer, sondern auch als wirtschaftlicher Erfolgsnachweis. Inzwischen dient der Standort internationalen Bahngesellschaften als Referenz für eigene Modernisierungsvorhaben.

Zentrale Bedienoberflächen im Digitalen Stellwerk Donauwörth Foto: Deutsche Bahn AG/Dominic Dupont

Zentrale Bedienoberflächen im Digitalen Stellwerk Donauwörth Foto: Deutsche Bahn AG/Dominic Dupont