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Auf einer Schiene in die Zukunft

Weltweit erfüllen 84 Prozent der Einschienenbahnen eine Transportaufgabe im öffentlichen Nahverkehr, und dank ihrer wirtschaftlichen Vorteile und kürzeren Projektrealisierungszeiten ist die Tendenz steigend. Der Non-Profit-Mitgliederverband International Monorail Association (IMA) bietet Behörden, Verkehrsbetreibern und der Industrie eine Plattform für den Austausch, um den effizienten Einsatz von Monorails im öffentlichen Nahverkehr zu fördern.

In Kairo entsteht derzeit das längste fahrerlose Monorail-System der Welt mit einer Gesamtlänge von fast 100 Kilometern. Das zweigleisig ausgelegte Einschienen-Schnellbahnsystem wird den ÖPNV im Großraum Kairo deutlich verbessern. Die 54 Kilometer lange Strecke zwischen der neuen Verwaltungshauptstadt mit Ost-Kairo wird in 60 Minuten zurückgelegt. Für die 42 Kilometer zwischen der „6th of October City“ und Gizeh werden Fahrgäste nur 42 Minuten benötigen. Das sind die Leistungsparameter: Beide Linien werden rund 45.000 Passagiere pro Stunde und Fahrtrichtung befördern können. Die Fahrzeuge erreichen eine Betriebsgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern. Zudem wird das Projekt in enorm kurzer Zeit realisiert: Nach der Beauftragung im August 2019 für Planung, Bau und Betrieb wird die erste Linie im Mai 2022 in Betrieb gehen, die zweite Linie folgt im Frühjahr 2023. Monorails setzen damit Maßstäbe für schienengebundene Verkehrssysteme.

Alternative Monorails

Monorails überzeugen nicht nur auf der grünen Wiese, insbesondere in entwickelten oder stark wachsenden urbanen Räumen bieten Einschienenbahnen entscheidende Vorteile. Ein geringer Flächenbedarf durch die aufgeständerte Bauweise führt nicht zu einer Verdrängung des bestehenden Oberflächenverkehrs. Die Kapazität der bestehenden Infrastruktur bleibt vollständig erhalten, was bei der Einführung von Straßenbahnen oder dedizierten Buslinien häufig nicht der Fall ist. Einige Monorails schaffen sehr kleine Kurvenradien von bis zu 18 Metern und Steigungen bis 12 Prozent und sind somit auch für topografisch oder städtebaulich anspruchsvolle Orte und Regionen bestens gerüstet. Monorails gehören zudem zu den leisesten Verkehrssystemen. Die Fertigteilbauweise der Infrastruktur – wie Schienenbalken, Stützpfeiler und streckenseitige Komponenten –, die häufig vor den Toren einer Stadt hergestellt wird, ermöglicht eine zügige Errichtung der Bauwerke am Betriebsort ohne massive Verkehrseinschränkungen. Der kreuzungsfreie Betrieb macht zusätzliche Trassensicherungen außerhalb der Bahnhöfe überflüssig und erlaubt einen vollautomatischen fahrerlosen Betrieb gemäß Automationsgrad 4.

IMA entwickelt Leistungskatalog

Um den Einsatz von Einschienenbahnen weiter voranzutreiben, brauchen vor allem Verkehrsbetreiber ein Tool, das eine Bewertbarkeit von Monorails im Vergleich zu anderen Verkehrssystemen im Zuge übergeordneter Verkehrsplanungen oder konkreten Ausschreibungen ermöglicht. Die IMA entwickelt mit den „Technical Performance Specifications“ eben jenen Leistungskatalog für Komponenten, Subsysteme, Fahrzeuge und die Infrastruktur. Damit wird das Leistungsvermögen des Gesamtsystems Monorail in einer Weise beschrieben, die Anwendern zeigt, was möglich ist und was gefordert werden kann. Zudem gibt es auch der Zulieferindustrie bei Fahrzeugen und der Infrastruktur einen besseren Einblick in die Technologieanforderungen und vermeidet systemspezifische Insellösungen. Diese leistungsorientierte Standardisierung wird für mehr Wettbewerb entlang der Lieferkette sorgen und die Wirtschaftlichkeit des Gesamtsystems noch einmal stärken. Die erste Ausgabe der „Technical Performance Specifications“ wird auf der IMA- Fachtagung „Monorailex“ vom 16.-18. September in Rust offiziell verabschiedet und auf der InnoTrans 2022 erstmalig der Fachöffentlichkeit vorgestellt.

Ein Zug fährt über eine Brücke in Kairo.

In Kairo entsteht das längste Einschienensystem der Welt. Foto: Alstom / Ezz Production Agency